GARY ZEMP
12. Mai 1940 - 17. Juli 2024
Zum ersten Jahresgedächtnis von Gary Zemp publiziere ich hier einen seiner zahlreichen Texte, die Gary im Rahmen seines integralen Politik-Engagements verfasst und anlässlich einer Zusammenkunft in Luzern zur Einstimmung vorgelesen hatte:
Wir unternehmen einen kleinen spirituellen Spaziergang. Dabei wollen wir uns für die gemeinsame Zusammenkunft bewusst werden, dass der von der Integralen Politik angestrebte und überlebensnotwendige Wandel nicht Verzicht auf Wohlstand, sondern der Wechsel von materiellem zu spirituellem Reichtum bedeutet. Unsere Sucht nach immer mehr Wohlstand verdeckt dabei unsere innere, geistige Armut. Obwohl wir seit mindestens zwei Generationen klar und deutlich wissen, dass wir Menschen die Ressourcen unseres Planeten Erde überkonsumieren und der Tag des No-Return in sichtbarer Reichweite liegt, benehmen wir uns als Menschheit, als ob uns das nichts anginge. Wir spielen scheinbar das Spiel, bei dem derjenige verliert, der sich zuerst bewegt.
Wir setzen uns wie beim Meditieren hin und verankern unsere Füsse gut auf dem Boden. - Wir spüren unsere Sitzknochen. - Dann beobachten wir aufmerksam die Bewegungen unseres Brustkorbes, der sich mit jedem Atemzug auf und ab bewegt. - Nun lenken wir unsere Aufmerksamkeit zu den Atembewegungen. - Die Luft tritt ein. - Die Luft tritt aus. - Ein. - Aus.
Wir stellen uns die Frage, von welcher Grundstimmung wir jetzt gerade begleitet werden. Spüren wir Freude, Trauer, Wut, Harmonie, Angespanntheit? - Wir nehmen unsere Grundstimmung zur Kenntnis ohne sie zu bewerten. Sie ist jetzt da und wird sich in absehbarer Zeit wieder verändern.
Nun richten wir den Strahl unseres Bewusstseins auf das, was wir jetzt gerade denken. - Ein Gedanke erscheint aus dem Nichts, verharrt eine kurze Zeit im Licht unseres Bewusstseins und verschwindet dann wieder. Wir beobachten einen zweiten Gedanken. Einen dritten. Wir lassen auftauchende Gedanken vorüberziehen, wie Wolken am Himmel.
Wir nutzen die Lücken zwischen den Gedanken, um uns auf den dringlichen Wandel zu fokussieren. Was hält uns Menschen bei der Idee, wider besseres Wissen immer mehr materielle Güter anzuhäufen und zu konsumieren. Und uns so zu benehmen, als ob die uns durch die Erde zur Verfügung gestellten Ressourcen unendlich wären? Verhalten wir uns nicht so, wie der Alkoholiker, der las, dass Trinken tödlich sein kann, sich dann kurzerhand entschloss, in Zukunft nichts mehr zu lesen? Ist es möglich, dass uns der Mangel an innerem geistigem Reichtum dazu verführt, den äusseren materiellen Wohlstand suchtartig immer stärker auszubauen? Wäre es nicht die Lösung der grossen Menschheitsprobleme, wenn wir unseren materiellen Reichtum ersetzen würden durch den inneren Reichtum - Zeit zu haben - gute Beziehungen zu pflegen - unserer Kreativität Ausdruck zu verleihen - unsere Bewusstheit zu erweitern - unsere Lebensaufgabe immer wieder von Neuem in Frage zu stellen - die überwältigende Schönheit der Natur als Zugang zu einer Transzendenz zu geniessen - Humor als heilbringende Umgangsform zwischen Menschen zu üben?
Innerer geistiger Reichtum, an Stelle von äusserem materiellem Reichtum? Zufriedenheit und Glück, an Stelle von Stress und Suchtverhalten? Arbeit nach Bedarf und nicht nach Gewinnmaximierung?
Nun bitte ich Dich, noch ein oder zwei Minuten mit diesen Fragen in die Stille zu gehen.
Weiterlesen über Gary Zemp:
Zum Abschied von Gary Zemp im Juli 2024
Publikation von Gary Zemp im Sommer 2023
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