Gartenarchitektur

04. Mai 2025

 

Gartengestaltung ist eine vorzügliche Möglichkeit, seine Lieblingssymbole im eigenen Garten kreativ zu erschaffen und dann Tag für Tag und Jahr für Jahr zu geniessen oder für stille Betrachtungen wirken zu lassen.  Mit diesem Hintergedanken startete ich bereits im ausklingenden Winter mit meinem neusten Werk. Unsere Besucher amüsieren mich, indem sie ihr Interesse bekunden, was denn hier entstehen soll. Gerne lasse ich mein Geheimnis noch etwas im Dunkeln und überlasse die Antworten den Betrachter:innen. So entsteht ein vielschichtiges Ratespiel, das meine Kreation doch noch in ein echtes Mysterium verwandelt. Gibt  das ein neues Treibhaus? Oder etwa ein Springbrunnen? Pflanzt du in der Mitte auch noch einen Baum? Oder wird es einfach ein Ort der Stille und des Rückzugs? Ein schattiger Sommerruheplatz? Oder einfach ein runder Gehweg, der mit einem Rosenkranz oder einem imaginierten Koan begangen werden kann? - Mit jedem Besuch kommen neue Ideen in unseren Garten (www.innerdorf.ch).  Jede Idee und geäusserte Phantasie erzählt auch etwas über unsere Besucher:innen. Es erinnert mich an das bekannte Gleichnis vom Elefanten und den Blinden, auf dem Weg zur Wahrheitssuche. 

 

Und es bringt mich auf den Sommerbuchtipp 2025:

 

 

Mit diesem Buch schafft Thomas Metzinger einen bedeutenden Sprung in der Bewusstseinsforschung. Das umfangreiche Werk "Der Elefant und die Blinden" hat hohe gesellschaftspolitische Relevanz, weil es zeigt, dass moderne Gesellschaften bei zentralen Zukunftsfragen – wie KI, Bewusstsein, Ökologie und Ethik – fragmentiertes, einseitiges Wissen anwenden, ähnlich den blinden Männern, die je nur einen Teil des Elefanten ertasten. Metzinger plädiert für eine interdisziplinäre, geistig aufgeklärte Bewusstseinskultur, um kollektive Irrtümer zu vermeiden und ethisch tragfähige Entscheidungen für die Menschheit zu ermöglichen.

 

Es ist also eine mehr als lohnende Sommerbeschäftigung, sich etwas detaillierter mit dem fast 1000-seitigen Opus Magnum und den eindringlichen Botschaften des Autors zu beschäftigen. Nach meiner Erfahrung eignet sich das Buch durchaus auch für punktuelle Lektüre von Seiten, Kapiteln oder einzelnen Erfahrungsberichten.

 

Hier folgen zwei Kostproben des Autors aus dem Epilog, S. 865f:

 

"Es gibt einen Elefanten im Raum. Ein ganz einfaches, aber verblüffendes Ergebnis unserer ersten Studie ist, wie viele Menschen auf der ganzen Welt diese Art von Erfahrungen tatsächlich haben, aber nie wirklich in der Öffentlichkeit darüber sprechen. Unsere Umfrage zeigt allerdings nicht nur, dass diese Menschen - wenn man sie unter den Bedingungen der Anonymität und im Rahmen eines seriösen Forschungsprojektes aktiv anspricht - durchaus dazu bereit sind, sondern auch, dass die akademische Bewusstseinsforschung viel von ihnen lernen kann. Was ich als MPE (minimale phänomenale Erfahrung) bezeichnet habe, scheint in der Tat ein phänomenologischer Prototyp der Menschheit zu sein - zumindest ist die Erfahrung des reinen Bewusstseins etwas, wovon viele Hundert Teilnehmende aus 57 Ländern übereinstimmend berichten. Natürlich wird die phänomenale Qualität der puren Bewusstheit selbst schon seit Jahrtausenden beschrieben, vor allem in asiatischen Traditionen. Aber heute begegnet sie uns gleichzeitig in vielen verschiedenen kulturellen Kontexten rund um den Globus."

 

"Die offensichtliche Tatsache, dass so viele Menschen die in diesem Buch beschriebenen Bewusstseinszustände suchen, erkennen und im Stillen kultivieren; und die dazu in starkem Kontrast stehende zweite Tatsache, dass all dies in Kultur, Bildung und Politik (oder auch nur in der Wissenschaft oder der Philosophie des Geistes) allenfalls schwach reflektiert wird, könnte auf einen systematischen blinden Fleck in unserer Kultur, in unserer Lebensform, in der Art unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens hinweisen. Wir sollten diesen blinden Fleck beseitigen. Es ist nämlich wirklich ein Elefant im Raum. Es scheint hier etwas Tiefes und Bedeutungsvolles zu existieren, das für alle klar erkennbar ist. Es scheint aber auch einen Grund zu geben, warum die globale Gesellschaft bisher kaum in der Lage gewesen ist, seine Relevanz auch nur zu thematisieren. Vielleicht ist dieses Tiefe und Bedeutungsvolle ja - wie das alte, ganz zu Beginn dieses letzten Kapitels zitierte tibetische Sprichwort sagt - einfach zu nah für uns, um es sehen zu können; zu tief für uns, um es ergründen zu können; zu einfach, um es glauben zu können; oder sogar zu gut für uns, um es annehmen zu können."

 

 

 

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