Nicht alle Menschen sind zwangsläufig Künstler,
aber jede Seele hat ein Lied.
Lernen wir, auf den Generalbass zu hören,
der den uns eingeborenen Gesang begleitet, welcher im Innersten der Seele ruht.
Diese Seele ist fähig, mit der WELTSEELE in Einklang zu sein,
und vermag uns durch ihre unvermutete Weite zu erstaunen.
Von Anfang an haben überall auf der Welt Menschen,
ohne zu wissen, was andere darüber dachten,
eine im Innersten ihrer Intuition herangewachsene Wahrheit geraunt oder verkündet.
Diese Wahrheit, die ganz unterschiedliche Aspekte aufweist,
enthüllt uns einen erstaunlich universellen Inhalt.
Sind Sie einverstanden, mir von der Seele zu erzählen? - S.10
Anderswo, in Übersee kommt das Wort „Seele“ natürlicher über die Lippen und ohne eine Grimasse oder ein Achselzucken hervorzurufen. – S.11
Subtile Schönheit. Sehen wir denn nicht, dass von Anfang an das Lebensbegehren von dem Begehren nach Schönem, dem ersten Anzeichen von Sinn und Wert, begleitet wird? Die Seele der Welt strebt nach Schönheit, und die menschliche Seele antwortet darauf mit dem künstlerischen Schaffen in seinen manigfaltigen Facetten, mit der inneren Schönheit, die einer liebenden und magnetisierenden Seele eigen ist – der Schönheit des Blicks, der Gestik, der Schönheit des Schenkens. – S.16
Aber die Schönheit ist zerbrechlich. – S.16
Im tiefsten Innern unseres Wesens, das wissen wir, gibt es ein nicht zu unterdrückendes, unerschöpfliches Bedürfnis und Begehren zu atmen, sich zu ernähren, zu fühlen, sich zu erregen, zu lieben und geliebt zu werden und auch sich zu erinnern. Im tiefsten Innern unseres Wesens wissen wir, dass das Leben, vor allem das menschliche Leben, nicht im blinden Funktionieren des Bestehenden liegt, sondern immer den Drang nach einem höheren Sein einschliesst. – S.25
Die Seele, die den Körper belebt, gehört zum Prinzip des LEBENS. Ausser in den Fällen, wo sie infolge von Perversion oder Zerstörungstrieb in entgegengesetzter Richtung agiert, ist sie unter allen Umständen ein Streben nach Leben. Ihr Drängen ist selbstverständlich glühend, wenn sie durch die Liebe erregt wird. Aber ihre Flamme lodert nicht minder lebhaft inmitten des Grauens, des Leidens, oder wenn der Tod droht. Im Gegenteil, all diese Prüfungen bereichern sie, erhöhen sie, zwingen sie, sich in die transzendente Dimension zu erheben. – S.27
Aus dem konstanten Zusammenleben mit dem TOD können nur zwei Haltungen resultieren, entweder ein absoluter Pessimismus oder ein ebenso absolutes Begehren, dem Jenseits zuzustreben, einem OFFENSEIN zu, wo dieses Begehren auf das UR-BEGEHREN trifft, das aus dem NICHTS das ALLES erscheinen liess. Zwischen diesen beiden Wegen fiel meine Wahl auf das Begehren. – S.35
Die Einzigartigkeit des Wesens, diese universelle Wahrheit, bestätigt sich im Menschen auf ganz offensichtliche Weise, und seine Seele ist ihre Verkörperung. Die Seele ist das unauslöschliche Zeichen der Einzigartigkeit jedes Menschen. – S.42
Von Anfang an haben überall auf der Welt Menschen, ohne zu wissen, was andere darüber dachten, eine im Innersten ihrer Intuition herangewachsene Wahrheit geraunt oder verkündet. Diese Wahrheit, die ganz unterschiedliche Aspekte aufweist, enthüllt uns einen erstaunlich universellen Inhalt. – S.52
Ein sehr kurzer Rundgang durch die grossen geistigen Traditionen – S.53ff
China – Indien – Griechen – Judentum – Islam – Christentum
Dieser flüchtige Überblick führt mich nämlich zu einer wesentlichen Feststellung: Den Buddhismus in der extremsten Fassung seiner Lehre ausgenommen, haben sämtliche grossen geistigen Traditionen gemein, dass sie eine Perspektive der Seele behaupten, die über den körperlichen Tod hinausgeht. – S.67
Dankbarkeit – S.71
Der ewige Streit zwischen Spiritualität und Materialismus – S.73
Szientismus – S.74
Lernen wir, auf den Generalbass zu hören, der den uns eingeborenen Gesang begleitet, welcher im Innersten der Seele ruht. Diese Seele ist fähig, mit der WELTSEELE in Einklang zu sein, und vermag uns durch ihre unvermutete Weite zu erstaunen. – S.80
Dem Bösen die Stirne bieten. – S.82
Was ist Schönheit? – S.87ff
Die Sucher des Wahren und des Schönen wissen, dass auf dem WEG das Leiden eine unvermeidliche Passage darstellt, durch die man das Licht erreichen kann. – S.94
Der höchste Zustand fleischlicher Ekstase geht über den Körper hinaus. – S.97
Unsere grossen Komponisten – ihre entblösste Seele – nichts als ungeschminkte Geständnisse – S.111f
Kunstwerke sind die sprechenden Gestalten des empfindenden Universums, durch eine menschliche Seele verinnerlicht und von ihr mit Hilfe des Geistes neu erschaffen. – S.112
Nicht alle Menschen sind zwangsläufig Künstler, aber jede Seele hat ein Lied. – S.113
Relativismus – Zynismus – Nihilismus. S.130
Über die Freude dringt die Schönheit der Welt in unsere Seele ein. – S.141
Am Ende bleibt die Seele. In jedem Wesen kann dem Körper Verfall und dem Geist Schwäche widerfahren. Dann bleibt diese unauflösbare Entität, die dort von jeher bebt und das Kennzeichen der Einzigartigkeit jedes Wesens ist. – S.149
rb / Stand 0425
François Cheng wurde am 30. August 1929 in China geboren und stammte aus einer Familie von Gelehrten und Akademikern – seine Eltern gehörten zu den ersten Stipendiaten, die in die Vereinigten Staaten geschickt wurden. Gymnasialstudium in Chongqing von 1937 bis 1945. Nach dem Krieg versank China bald in einem Bürgerkrieg, der junge Menschen in Aufruhr oder Revolten stürzte. Nach einer Zeit des Umherziehens schrieb er sich an der Universität von Nanking ein.
Anfang 1948 beteiligte sich sein Vater als Spezialist für Erziehungswissenschaften an der Gründung der UNESCO, wodurch er nach Frankreich kommen konnte. Er widmete sich dem Studium der französischen Sprache und Literatur. Allerdings musste er eine ziemlich lange Eingewöhnungsphase durchlaufen, die von Armut und Einsamkeit geprägt war.....
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